Fuck 2020 – Wirklich?

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Zwischenstand: Ein Kommentar von Thorsten Rensing

"Viele leben zu sehr in der Vergangenheit. Die Vergangenheit soll ein Sprungbrett sein, aber kein Sofa."

Harold MacMillan

 

Bis März lief alles bestens. Alle Pläne und alle Investitionen in die Zukunft, die wir getätigt haben, begannen sich auszuzahlen. Agiles Arbeiten, Re-branding der Marke, neue Homepage und vieles mehr zahlten sich aus. Januar und Februar waren die besten Monate der 20jährigen Firmengeschichte. Eine Riesenparty war geplant, um dieses Jubiläum zu feiern.

Dann kam der 17.3.2020 und mit ihm die Absage aller Veranstaltungen, die für dieses Jahr geplant waren. Eine Katastrophe. Nach Jahren angefüllt mit dem Denken über Digitalisierung, Disruption und agile Unternehmensführung ein Stillstand von heute auf Morgen. Angebot und Nachfrage kamen gleichzeitig schlagartig zum Erliegen und haben sich nicht wieder erholt.

„2020 ein Jahr zum Vergessen.“, „Gott sei Dank ist das vorbei.“ Solche Aussagen hören wir immer wieder. Ist das so?

Erinnerungen machen wir uns immer wieder neu. Erinnerung entsteht gemeinsam. Lasst uns ehrlich sein: 2020 war nichts Besonderes. Es war ein Jahr wie jedes andere, ein Jahr an das wir uns erinnern werden. Nur ein bisschen anders. Und das ist gut so.

Für das Unternehmen war es eine Herausforderung, die es zu meistern galt. Wir haben sie gemeistert. Nicht alleine, sondern mit Hilfe der Solidargemeinschaft. Leicht war das nicht. Anträge wurden wichtig, Fristen und Berechnungsgrundlagen. Häufig war das Unternehmen mehr eine Behörde, als STAFF RENT, wie wir alle es kennen.

Für den Unternehmer war es eine Herausforderung: nach 20 Jahren ist man es gewöhnt, sich selbst zu helfen. Neue Wege zu gehen, Dinge zu riskieren und am Ende einen Weg zu finden. Hier war man nun aber eindeutig limitiert und so war 2020 eine Lektion in Demut.

Für die Mitarbeiter war 2020 eine Herausforderung. Zum Stillstand gezwungen war irgendwann nichts mehr zu planen, sondern nur noch zu verwalten. Homeoffice wurde zur Belastung und Kurzarbeit über Monate zur Zerreißprobe. Nicht alle konnten diesen Weg bis zum Ende mitgehen.

Das alles ist aber nur die eine Seite der Medaille. Wir möchten die andere Seite in den Fokus legen und sagen: vieles in 2020 war gut. Kollegen haben wieder Gitarre spielen gelernt, ich habe zum Bass gegriffen. Spaziergänge wurden zum hohen Gut und der Wald, mein zweites zuhause, war so voll wie nie.

Wir haben gelernt – einige schneller, andere tun sich damit immer noch schwer – Solidarität ist die Basis unseres Zusammenlebens. Wir haben Berufe wertschätzen gelernt, die wir lange als Selbstverständlich angesehen haben. Die Pfleger, die Krankenschwestern und, ja, Verkäuferinnen und Busfahrer. Anwälte und Banker waren nicht mehr so wichtig.

Die Grundeinstellung unseres Gehirns ist „vergessen“ – nicht erinnern. Erinnern ist ein aktiver Vorgang. Erinnerungen bleibt nicht gleich, sondern verändert sich mit uns. So liegt es an jedem Einzelnen von uns, zu entscheiden, was in Erinnerung bleiben soll. Wir entscheiden, ob 2020 ein Sprungbrett war, oder ob wir auf das Sofa von 2019 zurück wollen.

Wir sehen es als Sprungbrett. Neue Ideen, neue Geschäftsmodelle werden kommen. Nicht jetzt, zu ihrer Zeit. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.

Digitalisierung ist ein Sprungbrett. Homeoffice hat uns sicher in vielen Bereichen vor einem Zusammenbruch bewahrt. Aber wir müssen noch vieles lernen – und das geht weit über das Technische hinaus.

Solidarität ist ein Sprungbrett. Es gibt Herausforderungen denen man sich nur gemeinsam stellen kann. In einer global vernetzten Welt – eben auch global.

Gemeinsamer Diskurs ist ein Sprungbrett. In einer Welt, in der das Individuum häufig überhöht wird und Diskussionen häufig nur der Selbstbestätigung dienen, wird das reflektieren zukünftig darüber entscheiden, wie wir leben wollen.

Lasst uns an 2020 erinnern. Als den Zeitpunkt, an dem die Welt kurz anhalten musste. Und lasst es uns als eine Chance sehen, sie ein Stück besser zu machen, wenn sie wieder anfängt, sich zu drehen.



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